Warum Angst und Gier die größten Feinde unseres Geldes sind beim Investieren

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Gründe, Gefahren und wie wir unsere Emotionen im Griff haben

Emotionale Entscheidungen sind alltäglich

Wie viele Entscheidungen am Tag denkst du, triffst du durchschnittlich an einem Tag? 100, 200 oder doch gar 1000 Entscheidung pro Tag? Eine Studie hat ergeben, dass es circa 20.000 Entscheidungen sind, von denen wir aber nur einen Bruchteil wirklich bewusst treffen. Das fängt bereits am Morgen an, wenn unser Gehirn uns aus dem Schlaf holt und uns aufwachen lässt. Der Grund hierfür sind Grundbedürfnisse wie Hunger, Durst oder der Drang auf die Toilette zu gehen. Dies sind Beispiele für unbewusste Entscheidungen, die wir blitzschnell treffen ohne wirklich ernsthaft darüber nachzudenken. Wirklich bewusste Entscheidungen treffen wir beispielsweise beim Kauf eines Handys, Autos oder einer Aktie. Diese sind bewusste Entscheidungen, weil wir sie wohlüberlegt aufgrund von Fakten treffen. Wir wollen ein Handy mit guter Kamera, ein Auto mit möglichst viel Sicherheitsfeatures oder eine Aktie, die beständig eine gute Dividende auszahlt. Jeder definiert seine Entscheidungskriterien dabei für sich anhand seiner Bedürfnisse, Interessen und Vorlieben. Was allerdings vielen nicht bewusst ist, dass bei jeder Entscheidungsfindung auch der emotionale Teil unseres Gehirns, unser Unterbewusstsein, aktiv ist und ebenfalls einen Einfluss ausübt. Normalerweise sind unsere rationalen Gründe vorherrschend und lassen sich durch emotionale Einflüsse, die beispielsweise durch Werbung oder Mund-zu-Mund-Propaganda entstehen, kaum beeinflussen. In Extremsituationen trifft dies oft leider nicht mehr zu und wir werden von unseren Emotionen gesteuert. Auf den Aktienmarkt übertragen sind diese Extremsituationen, wenn eine Aktie rasant steigt oder rasant fällt. In diesen Stresssituationen tauchen uralte Gefühle auf, nämlich Angst und Gier. Wenn eine Aktie nach oben schießt setzt die Gier ein und wenn eine Aktie fulminant nach unten fällt sind wir Angst ausgesetzt.

Angst und Gier haben prähistorische Gründe

Um zu verstehen, warum uns Angst und Gier so stark steuern und warum es dadurch eine gewaltige Auswirkung auf unseren Börsenerfolg hat, ist es wichtig zu wissen woher diese Emotionen kommen. In uns Menschen sind Angst und Gier nicht grundlos einprogrammiert. Die Natur hat sich dabei etwas gedacht und uns diese beiden Grundemotionen für die Sicherung unseres Überlebens mitgegeben. Die Angst hat unsere Vorfahren gewarnt, wenn sie sich in einer gefährlichen Situation befanden haben, die unter Umständen lebensbedrohlich hätte sein können. Um in der Steinzeit zu überleben war es aber nicht nur wichtig sich vor gefährlichen Situationen zu bewahren. Die besten Überlebenschancen hatten diejenigen, die die meisten Ressourcen an Nahrung, Kleidung und Werkzeugen hatten. Je mehr Ressourcen, desto eher besteht die Art fort. Deshalb strebten die Menschen früher, möglichst schnell möglichst viel zu bekommen. Deshalb ist auch die Gier tief in uns seit Urzeiten verankert und auch nicht einfach so aus uns heraus zu löschen. Angst und Gier sind prinzipiell also nichts Schlechtes. Beides hat seine Daseinsberechtigung. Doch die Zeiten haben sich geändert und die Menschen müssen nicht mehr derartig um ihr Überleben fürchten. Die einst positiven Aspekte von Angst und Gier haben sich umgewandelt und schaden uns heutzutage in vielen Bereichen mehr als sie uns nutzen. 

Warum Angst und Gier schlecht sind beim Handeln von Aktien

Wenn wir unsere Entscheidungen für einen Kauf oder Verkauf einer Aktie treffen, dann denken wir darüber intensiver nach als bei vielen anderen Dingen. Das ist normal und sollte so sein, denn schließlich geht es hier um unser hart verdientes Geld. Wir haben die Intention, dass unser Geld für uns arbeiten soll und durch ein gutes Investment sozusagen ein passives Einkommen generiert oder eine gute Vorsorge für die Rente ist. Umso fataler sind also Fehlentscheidungen, die wir aufgrund von emotionsgetriebenen Entscheidungen entstanden sind. In der Börsensprache finden sich aber nicht direkt die Worte Angst und Gier wieder. Sie sind versteckt als dass, was wir allgemein als „Hype“ oder „Crash“ bezeichnen.

Den gravierensten Fehler machen wir in Angstsituationen, in denen wir oft kopflos handeln. Und zwar dann, wenn wir in unserem Depot ein dickes, rotes Minus von 20, 30 oder gar 50 Prozent sehen. Ich glaube jeder, der das schon einmal erlebt hat, kennt diesen Drang in unserem Kopf es zu verkaufen, mit dem Gedanken: „Naja, jetzt ist es schon 50 % gefallen, dann rette ich noch wenigstens was übriggeblieben ist und lerne daraus.“ Was ich generell bei dieser Betrachtung annehme, dass man die gekauften Aktien aufgrund fundamental guter Daten gekauft hat und Vertrauen in die Aktie und Firma hatte. Trifft das zu und hat sich an den Fundamentaldaten der Aktien nichts geändert, macht es aus langfristiger Sicht keinen Sinn die Aktie jetzt zu verkaufen. Ganz im Gegenteil! Genau dann sollte man nachkaufen. Denn schon John D. Rockefeller hat gesagt: „The way to make money is to buy, when blood is running in the streets.“ Frei übersetzt bedeutet das soviel wie, man soll kaufen, wenn das rote Minus an der Börse am Größten ist und in den Medien und in der breiten Bevölkerung schon herbe Verluste erlitten wurden. Der Kern dieser Aussage besteht darin, dass wir gegen den Strom handeln müssen. Wenn alle anderen schreien und in Panik sind, verkaufe deine Aktien, rette was du kannst! Dann sollte man eher nachkaufen, wenn man denn weiterhin von der Zukunft des Unternehmens überzeugt ist. Ein Börsencrash ist also eine der bedeutendsten Kaufoptionen langfristig betrachtet. Ein Beispiel hierfür sehen wir im folgenden Bild des Monatscharts vom Dow Jones. Auf ein kurzfristiges Minus von 54% folgte eine satte Rallye bis über 300%:
Chart chartanalyse Dow jones

Auch Warren Buffet ist davon überzeugt und sagte einst: „Seien Sie ängstlich, wenn die Welt gierig ist und seien Sie gierig, wenn die Welt ängstlich ist.“ Dieses Zitat führt uns auf die andere Seite der Medaille. Und zwar wenn wir uns in einer Phase des Hypes, Booms oder auch Blase befinden. In dieser Phase kommt die Gier zum Vorschein und lässt uns nicht mehr rational entscheiden. Wir befinden uns in rosigen Zeiten. Die Aktien steigen fast täglich und unsere Gewinne im Depot sprudeln und wir sind glücklich. Wir gewöhnen uns langsam an dieses Gefühl und nehmen es als selbstverständlich hin und vergessen dabei, dass alles, was hoch steigt, auch schnell wieder fallen kann. In der Geschichte der Börse gab es viele Hypes und es wird auch immer wieder neue geben. Denken wir nur mal zurück an das Jahr 2000/2001, was wir im Nachhinein als Dotcom-Blase bezeichnet haben. Oder auch Bitcoin im Dezember 2017. „Im Nachhinein“, das ist das Problem! Der Hype ist die letzte Phase der Blase, bevor sie platzt. Nur das Problem ist, wir erkennen leider erst danach, dass wir uns in einer Blase befunden haben. Doch wie erkennt man nun einen Hype? Vorne weg, es ist nicht leicht! Denn in dieser Phase, wenn die ersten bereits davor warnen, kann es nochmal schnell 100 oder 200 Prozent nach oben gehen. Die Gier der breiten Masse jagt die Kurse nach oben, nachdem sie gesehen haben wie viel Gewinn man schon erzielt hat. Ein Merkmal eines Hype sind exorbitante Bewertungen der Firmen. Diese weisen dann einen KUV (Kurs-Umsatz-Verhältnis) von 30 oder noch viel höher auf. Ein KUV von 30 bedeutet, dass eine Firma 30 Jahre lang diesen Umsatz erwirtschaften muss, um seine Marktkapitalisierung erwirtschaftet zu haben. Kosten und eventuelle Umsatzschwankungen nicht einberechnet! Und das für Firmen, die manchmal noch nicht einmal Gewinn machen. Das sind utopische Bewertungen, aber die Leute kaufen zu diesen Kursen aus FOMO (Fear of missing out), weil sie Angst haben etwas zu verpassen, oder verkaufen nicht aus Gier, weil sie mit einem Gewinn von 100 % immer noch nicht zufrieden sind. Dann endet der Hype, die Aktie stürzt ab und aus den 100 % Gewinn werden schnell nur noch 50 %, was weh tut. Schnell befindet man sich in dem Teufelskreis, diese verlorenen Gewinne wieder einzuholen und hält fest, ignoriert alle Warnung und steht am Ende vielleicht mit 0 % oder gar einen Verlust da. Deshalb ist es wichtig, sich immer und ständig seiner Emotionen bewusst zu sein!

Wie kann ich Angst und Gier entgegenwirken?

Jeder der schon einmal eine Hype-Aktie gehabt hat oder sich in einem Crash befunden hat, kennt diese Gefühle und hat womöglich genau so schlecht gehandelt wie gerade oben beschrieben. Das ist nicht schlimm und man muss sich dessen auch nicht schämen. Aber lernen sollte man daraus! Ich bin der Meinung, man kann nur ein guter Trader oder Investor werden, wenn man einen Crash durchlebt hat und genau diese Erfahrungen gemacht hat. Womöglich auch einige Verluste erlitten hat. Denn aus Verlusten lernt man am Meisten! 

Der erste Schritt um seine Emotionen im Griff zu haben, ist also sie einmal vollständig durchlebt zu haben. Denn nur wer weiß was er fühlt, kann vorbeugend darauf reagieren und handeln. Dafür ist es wichtig, ständig seine gesetzten Ziele im Kopf zu behalten und ihnen treu zu bleiben. Dazu gehört auch, sich persönliche Limits zu setzen, an denen man aus- und einsteigen möchte. Rechtzeitig Gewinne mitzunehmen und die Verluste zu begrenzen sind essentiell für ein langfristig erfolgreiches Trading. Es gibt immer Indikatoren und Anzeichen die Aktionäre warnen, wenn etwas mit dem Markt nicht stimmt. Normalerweise wissen wir auch diese Indikatoren zu interpretieren, aber aufgrund von unserer Emotionalität ignorieren wir sie oder deuten sie so, wie wir sie gerne sehen möchten. Das Wichtigste ist, dass wir unseres Wissens bewusst sind und uns im Klaren sind, wann wir emotional werden und die Angst oder Gier uns übermannt. In dieser Situation müssen wir kurz in uns gehen und uns klar werden, dass wir uns auf die Fakten konzentrieren müssen und jegliches Störfeuer ignorieren. 
 
Ebenfalls wichtig ist es Ruhe und Geduld zu haben. Übereilt trifft man oft die schlechtesten Entscheidungen. Das Gute am Aktienmarkt ist, dass bedeutende Kursbewegungen meist nicht innerhalb eines Tages passieren. Man hat also genug Zeit zu reagieren. Dessen muss man sich auch ständig bewusst sein. Eile führt dazu, dass wir Angst und Gier die Kontrolle übergeben. Auch um Fear of missing out, oder kurz FOMO genannt, brauchen wir Geduld. Chancen an den Börsen gibt es zu Hauf, wir müssen sie nur finden und müssen nie verpassten Chancen hinterherrennen. „Geduld ist die oberste Tugend des Investors“, wusste schon Benjamin Graham, der Lehrvater von Warren Buffet.
 
Das Wichtigste ist Vertrauen in sein eigenes Wissen zu haben. Denn mit diesem Wissen hat man seine Strategie aufgestellt und hat ein Risikomanagement etabliert. Das bedeutet zum Beispiel, durch die technische Chartanalyse hat man bestimmte Preislevel ausgemacht, an denen man kauft und an denen man verkauft. Was nicht vergessen werden darf ist das Stop-Loss, also das Preislevel, bei dem man aus einer Aktie automatisch aussteigt. Das alles gehört zur Strategie und ist Teil des Risikomanagements. Und seinem eigenen Risikomanagement muss man in jeder Situation treu bleiben, aber es auch anpassen, wenn die Gegebenheiten es erfordern!
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